Da das deutsche Kaiserreich den basisdemokratischen Erfinder Drais ignorierte,
zogen benachbarte Zweirad-Nationen eigene Erfinder aus dem Ärmel. Dank
der Ergebnisse der International Cycle History Conference seit 1990 ist diese
Prioritätsschwindelei geplatzt und Drais nun weltweit anerkannt.
Baudrys SchwindelradIn Frankreich machte der Journalist Louis Baudry, der sich selbst den
Adelszusatz de Saunier erteilte, 1891 den Anfang mit seinem Büchlein
Histoire de la Vélocipèdie. Er strichelte einen
löwen- oder pferdeköpfigen Velozifer oder Celerifer auf starr
verbundenen zwei Rädern und behauptete, ein Comte de Sivrac habe diese
1791 gefahren. Tatsächlich erhielt ein Jean Sievrac 1817 ein
Importprivileg auf eine vierrädrige Schnellkutsche, die damals Velocifer
oder Celerifer hieß. Das Kaiserreich hielt flugs noch ältere
Nürnberger lenkungslose Zweiräder dagegen und bezeichnete Drais
nur noch als Erfinder des lenkbaren Zweirads. Unlenkbare Zweiräder sind
aber nicht balancierbar und existierten nur als Fälschungen auf dem Papier!
Den Zusatz lenkbar kann man sich also sparen.
Kirchenfenster in Stoke PogesIn England ergänzten Spaßvögel die Skizze eines Kirchenfensters in
Stoke Poges zu einem starren Zweirad und datierten es auf 1642. Es
handelt sich aber um ein einrädriges Messrad mit Abstellsporn!
Verfälschte Skizze: Kettenfahrrad
Rückseiten-Ansicht 1961Als jüngste Fälschung kam 1974 aus Italien das unlenkbare sogenannte
Leonardo-Fahrrad mit Kette aufs Hinterrad. Die Skizze ist eindeutig nicht
von Leonardos Hand und befand sich 1961 noch nicht im Codex Atlanticus.
Also hat Karl Drais das Zweirad-Prinzip allein und ohne Vorgänger erfunden. Ein Vorbild dafür - wie für Leonardos Hubschrauber den Ahornsamen - gibt es in der Natur nicht.