Karl Drais 1820 © Prof. Dr. H. E. Lessing
Drais' Lebendmaske © Prof. Dr. H. E. Lessing2017 wurde die Erfindung des Zweiradprinzips 200 Jahre alt. Sie gilt als der
Urknall der individuellen Mobilität, denn erstmals setzten sich tausendfach
Leute auf Maschinen statt auf Pferde und fuhren individuell in die Umwelt hinaus.
Doch nach weltweiten Verboten stahl den Laufmaschinen der Kollektivverkehr mit der
neuen Eisenbahn die Schau.
Der Erfinder kam aus dem Beamtenadel, legte aber in der Badischen Revolution seine Adelstitel nieder und wollte nur noch Bürger Karl Drais sein. Nach weltweiter Berühmtheit verfolgten den 50Jährigen die Obrigkeit und die herrschertreuen Monarchisten wegen seiner basisdemokratischen Überzeugungen bis hin zu einem Mordanschlag. Noch nach seinem Tode machten ihn die Monarchisten samt seiner Erfindung durch Streuen von Lügenmärchen gezielt lächerlich.
Es gibt also viel Neues über Drais zu erfahren, wenn man auf den folgenden
Seiten der Karl-Drais-Memoriale die Drais'schen Lebensstationen
ansteuert.
Drais-Gedenkmünze 2017
Foto: BADV, Bildhauer: Friedrich Brenner
Sonderbriefmarken 2017 (Foto: Prof. Dr. H. E. Lessing)
Jetzt als Paperback über Buchhandel oder online die große Technikgeschichte:
Lessing/Hadland: Evolution des Fahrrads
Springer Verlag, Heidelberg, 524 Seiten, ISBN 978-3-662-63486-8, 29,99 €
Aktuell: Zweirad-Erfindung als Reitpferd-Ersatz – umstritten? nicht länger!
Lessings 1996 veröffentlichte These wird hin und wieder noch angezweifelt (siehe unten), hauptsächlich weil bisher kein 1817er Selbstzeugnis des Erfinders hierzu bekannt war. In dem kürzlich gefundenen Patengesuch beim Sachsenkönig im November 1817 bezeichnet Drais die Laufmaschine selbst als eine „Pferde und ihre Kosten sparende Maschine.“
Der fehlende Bezug zum Pferdesterben ist durch die damalige strikte Zensur aller Druckerzeugnisse gegen Katatstrophennachrichten zu erklären, welche Hungerkrawalle verhindern sollte.
Pferdesterben war 1816/17 Gesprächsstoff
Chronologie der Fakten:
- 1812 erste schlechte Ernte von fünfen in Serie
- 1813 vierrädrige Fahrmaschine mit Tretmühle oder 1814 Kurbelwelle. Drais schreibt in Mannheimer Sonderdruck: "In Kriegszeiten, wo die Pferde und ihr Futter oft rar werden, mag ein [...] solcher Wagen [...] wichtig sein."
- 1814 Vorführung beim Wiener Kongress erfolglos, daraufhin andere Erfindungen
- 1816 katastrophaler Ernteausfall, Futtermangel, Pferdesterben
- 1816/17 Hungerkatastrophe und diesbezügliche Zensur der Zeitungen und Bücher
- 1817 zweirädrige Laufmaschine, das Urfahrrad. Drais bezeichnet diese im sächsischen Patentgesuch als eine „Pferde und ihre Kosten sparende Maschine.“
- Ende 1817: Französische Abgeordnetenkammer berichtet rückblickend über "mortalité des chevaux" (Pferdesterben)
- 1818 Comte de Ségur, Paris: "Die berühmten Draisiennes [...], die den Luxus von Pferden abzuschaffen und den Heu- und Haferpreis zu senken gedacht sind."
links: Hungerbrote, rechts: zensierte Zeitung
Original des verkürzt abgedruckten Leserbriefs zu: „Schleier drüber“ im SPIEGEL 10/2017, Karlsruhe 2017
Seit dem Fund einer Zitat-Kommentar-Vermengung (Irrtum eines Editors) feiert Herr Pietsch seinen Scheinsieg über meine Zweirad-statt-Reitpferd-These. Mit vermeintlichen Plausibilitäten versucht er, das bestätigende Selbstzeugnis des Erfinders zu seinem vierrädrigen Tretwagen (nach der ersten Missernte 1812) aus der Welt zu schaffen, das seit meiner Drais-Biographie von 2003 längst vorliegt: „In Kriegszeiten, wo die Pferde und ihr Futter oft selten werden, könnte ein solcher Wagen wichtig seyn“. Daran klebt jedoch kein Verfallsdatum wie im Supermarkt. Technikhistorisch kann man nach der katastrophalen Ernte 1816 nun „Kriegszeiten“ durch „Hungerszeiten“ und „Wagen“ durch „Zweirad“ ersetzen, denn strukturell galt wieder: Not bevorteilt Muskelkraft – bestätigt auch durch ausländische Zeitgenossen. Pferdesterben war Thema in Briefen, laut einer grobmaschigen Statistik waren es 13 Prozent im Vergleich zu 1800. Illusorisch ist die Forderung nach einem nochmaligen Drais-Selbstzeugnis unter der dann verschärften Pressezensur, die rigoros alle Nachrichten zur Hungerkatastrophe unterband.
Jüngste Desinformationen: U.Land montierte im Deutschlandradio eine Aussage aus anderem Zusammenhang als Selbstwiderruf Lessings. J.G.Koenig (Fahrradfahren) unterstellt ihm unsinniges Ersatzdenken à la Laufmaschinen statt Zugpferde...
Zum Jubiläum 200 Jahre Fahrrad: Die aktualisierte Geschichte der Zweiraderfindung und Biographie des Erfinders – mit unveröffentlichten Kupferstichen und Originaltexten. Lauinger Verlag, Karlsruhe, 182 Seiten durchweg in Farbe, bibliophiles Hardcover mit Lesebändchen, ISBN 978-3-765084-31-7, 19,90 €
Diese Memoriale kann nur komprimiert das Leben, die Leistung und die Bedeutung
des Karl Drais beschreiben. Die umfassendste Biographie
des Karl Drais liefert das Buch "Automobilität - Karl Drais und die
unglaublichen Anfänge" von Hans-Erhard Lessing.
Maxime Verlag
, Leipzig, 528 Seiten, statt 32 € jetzt 19,95 €. ISBN 3-931965-22-8
Das erste Fahrradbuch der Welt: zum 200. Jahrestag wieder neu aufgelegt
Mit einem Nachwort von Professor Dr. Hans-Erhard Lessing
Am 12. Juni 1817 machte Freiherr Karl von Drais in Mannheim die erste Ausfahrt auf seiner neuen zweirädrigen »Fahrmaschine«. Noch im selben Jahr wurde dieses Buch verfasst. Neben dem Originaltext enthält die Jubiläumsausgabe auch den Briefwechsel zwischen Drais und Bauer und weitere historische Dokumente, sowie die frühen Kupferstiche.
Westhafen Verlag, Frankfurt, 112 Seiten, ISBN 978-3-942836-09-8, 9,95 €
Leider auch zu 2017: „Zu früh gefreut hat sich das Buch von Christine Beil: „Karl von Drais“, das den Zusammenhang für widerlegt hält und das Wissen über Drais um 30 Jahre zurückdrehen will. Auch von der Romanbiographie des Autors Johannes Schweikle ist wenig zu halten, denn er stellt den Erfinder wieder mal als jämmerlichen Waschlappen dar, der nichts auf die Reihe bringt“ (Amazon-Rezensent Cyclelover)
Kunstmedaille
Google-Logo am 29.4.2010Seit dem 225. Drais-Geburtstag 2010 gibt es dreierlei Kunstmedaillen der Staatlichen Münzen Baden-Württemberg
(Feingold 18 mm Ø / Feinsilber 65 mm Ø / Bronze 65 mm Ø)
Staatliche Münzen Baden-Württemberg
Drais-Bilder - politisch korrekt oder nicht?
links: 1819 authentisch
rechts: 1891 Anti-Demokrat-Hetzblatt zur Umbettung der Gebeine – keineswegs authentisch